MOBIS-COVID19/10

Ergebnisse ab 15/06/2020 (Nach der Sperrung)

Ein Projekt des IVT, ETH Zürich und WWZ, Universität Basel

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Kontakt: Joseph Molloy ()

Frühere und zukünftige Berichte finden Sie unter: https://ivtmobis.ethz.ch/mobis/covid19



1 Neuigkeiten

  1. Juni:
  1. Mai:
  1. Mai:
  1. Mai:
  1. Mai:
  1. April:
  1. April:
  1. April:

2 Einführung

Am 16. März 2020 wurden 3700 Teilnehmer, die die MOBIS-Studie zwischen September 2019 und Januar 2020 abgeschlossen hatten, eingeladen, die von MotionTag entwickelte GPS-Logger- und Reisetagebuch-App ‘Catch-My-Day’ erneut zu installieren, um ihr Mobilitätsverhalten während der Zeit der Massnahmen zur Kontrolle der Ausbreitung des Coronavirus aufzuzeichnen. Die ersten 4 Wochen der Mobilitätsdaten aus der originalen MOBIS-Studie werden für jeden Teilnehmer als Vergleichsgrundlage für die aktuellen Mobilitätsverhalten herangezogen. Diese 4 Wochen beginnen je nach Teilnehmer irgendwo zwischen dem 1. September und dem 15. November. Derzeit werden nur Fahrten in der Schweiz berücksichtigt, obwohl Daten über grenzüberquerende Fahrten verfügbar sind.

Die folgende Abbildung zeigt die Anzahl der registrierten und verfolgten Teilnehmer pro Tag. Ein laufendes Panel von etwa 250 Teilnehmern war bereits im Tracking, bevor die Stichprobe erneut eingeladen wurde. Dies ermöglicht Ergebnisse für die Wochen vor dem offiziellen Start der MOBIS:COVID-19-Studie, obwohl die Stichprobengrösse und damit die Ergebnisse wesentlich kleiner sind.

In der MOBIS-Studie waren die Teilnehmer nur dann teilnahmeberechtigt, wenn sie mindestens 3 Tage pro Woche ein Auto benutzten - was die Stichprobe von der Schweizer Allgemeinbevölkerung weg versetzt.

Die Anzahl der Tracking-Teilnehmer pro Tag, die zur Berechnung der durchschnittlichen Tageswerte herangezogen wird, umfasst alle Teilnehmer, die vor oder nach diesem Datum Tracks aufgezeichnet haben. Dies ermöglicht die Berücksichtigung derjenigen, die zu Hause bleiben, während gleichzeitig Umfrageausfälle berücksichtigt werden können.

Das verwendete GPS-Reisetagebuch, Catch-My-Day (für iOS und Android) kann eine Verzögerung von 2-3 Tagen haben, bevor die Tracks für die Analyse zur Verfügung stehen. Die Skalierung durch aktive Teilnehmer kommt dem entgegen, aber die Ergebnisse früherer Berichte können sich bei der Aktualisierung des Berichts ändern.

3 Erste Ergebnisse

Die MOBIS-COVID Studie hat inzwischen 112,928 Personentage mit ihrer Catch-My-Day App erfasst. Wir konnten 1,649 Teilnehmer der MOBIS Studie gewinnen die App wieder zu installieren. Im Durchschnitt werden 1,065 Personen erfasst. Maximal waren es 1,447. Letzte Woche baten wir um die Teilnahme an einer kurzen Erhebung. Die App beruht auf der Technology der Berliner Firma motion-tag.

Das Profil der Teilnehmer entspricht in grossen und ganzen dem des 2015 Mikrozensus, aber es fällt auf, dass Männer mit einem Generalabonnement, höherem Einkommen und einer längeren Ausbildung etwas stärker vertreten sind.

Zusammen mit den 2019 Daten der MOBIS Studie sind wir in der Lage die Auswirkungen der «besonderen Massnahmen» auf das Verkehrsverhalten in der Romandie und Deutschschweiz zu erfassen. Wir können die Veränderungen nach den soziodemographischen Eigenschaften in einer Tiefe unterscheiden, die den beiden privaten Alternativen nicht zu Verfügung steht (Intervista und Google data).

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer die Massnahmen vorhernahmen, da sie ihr Verhalten schon zwei Wochen vor dem 16. März anzupassen begannen. Die Anzahl der täglichen Wege fiel um 40% von etwa 5 auf knapp 3. Die Aktivitätenräume schrumpften noch deutlicher um 80% (gemessen als die Fläche der 95% Konfidenzellipse der Aktivitäten um den Wohnort). Diese Zahlen haben begonnen sich zu erholen. Im Fall der Aktivitätenräume haben sie für das Wochenende die Vorkrisenzahlen wieder erreicht.

Geschlecht und Sprache haben nur eine geringe Wirkung. Falls der Teilnehmer weiter am Arbeitsplatz arbeiten muss, sind die Veränderungen natürlich deutlich kleiner. Man sieht die Wirkung des «home office» deutlich. Im Gegensatz zu anderen Beobachtungen haben die Unterschiede in den Einkommen keine so starke Wirkung: Der Unterschied bei den zurückgelegten Kilometer zwischen dem tiefsten und höchsten Einkommen ist nur etwa 8%.

Die Wegelänge bleibt mit Ausnahme der Fahrradwege etwa gleich. Hier ist ein sehr grosser Anstieg zu beobachten, der deutlich über die zu erwartenden saisonalen Effekte hinausgeht. Die zeitlichen Muster der Wege über die Tage legen nahe, dass das Fahrrad wohl oft als Fitnesswerkzeug verwendet wird. Vertiefte Analysen haben dies bestätigt als auch Vergleiche mit automatischen Zählstellen für Radfahrer in Zürich und Basel.

Die Hauptsorge ist die immer noch stark reduzierte Nutzung des Öfffentlichen Verkehrs, insbesondere der Eisenbahn. In den kommenden Sommer und Ferienwochen werden zwar keine Stauprobleme auf den Strassen auftreten, da die Nachfrage noch zusätzlich durch die Arbeit zu Hause gesenkt wird. Im Herbst aber können grössere Staus entstehen, falls die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter wieder in die Büros und Läden zurückrufen und der ÖV weiter nicht zu seinen Vorkrisenzahlen zurückkehrt, da die Netze nur angemessen mit dieser Nutzung funktionieren. Es wäre notwendig die weiteren möglichen Anpassungen, wie Fahrradnutzung, Verschiebung der Arbeitszeiten oder Rückkehr ins «home office», zu fördern.

4 Risikowahrnehmung

Eine erste Analyse aus der Umfrage zur Risikowahrnehmung im Falle einer COVID-19 Infektion zeigt, dass es Unterschiede bei der Einschätzung der Infektionssymptome für die Teilnehmer selber und für die Schweizer Bevölkerung gibt. Das Risiko für schwere, nur im Spital kurierbare und tödliche Symptome wird von den Teilnehmern für sich selber etwas tiefer bewertet als für die Schweizer Bevölkerung. Männer und Frauen überschätzen die Todesfallwahrscheinlichkeit vermutlich, in dem sie den «asymptomatischen» Verlauf nicht sehr stark erwarten. Während sich die Medianwerte für die verschiedenen Symptomkategorien zwischen Männern und Frauen nicht gross unterscheiden, zeigen sich bei Männern etwas grössere Wertebereiche als bei den Frauen.

5 Durchschnittliche Tagesdistanz

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6 Activ-Tage

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7 Veränderung der gefahrenen Kilometer nach Verkehrsmittel

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8 Veränderung der gefahrenen Kilometer nach:

9 Fahrgeschwindigkeiten im Strassenverkehr

Die folgende Abbildung zeigt die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die mittlere Reisegeschwindigkeit von Autos während der Woche, d.h. ohne Wochenenden und Feiertage. Während der Lockdown-Periode vom 16. März bis zum 11. Mai wurde ein Anstieg der Geschwindigkeiten in den Spitzenstunden beobachtet, was auf einen Rückgang der Gesamtüberlastung hinweist. Seit der Lockerung der Massnahmen sind die Geschwindigkeiten in der Spitzenstunde wieder auf die Werte vor dem COVID-19 zurückgekehrt, ein Zeichen dafür, dass die Staus wieder auf das übliche Niveau zurückgekehrt sind.

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10 Reduktion der gefahrenen Kilometer nach Arbeitsort (z.b. Home-office)

Die Teilnehmer/innen von MOBIS-Covid19 wurden gebeten, am 24.4.2020 über ihren Arbeitsstand zu berichten. In den folgenden Diagrammen werden diese Ergebnisse verwendet, wobei für diejenigen, die nicht geantwortet haben, der Arbeitsstatus anhand soziodemografischer Indikatoren imputiert wurde. Wir fragten insbesondere nach der Anzahl der Tage, an denen sowohl zu Hause als auch außer Haus gearbeitet wurde, und diese wurden dann in die unten verwendeten Kategorien gruppiert:

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11 Reduktion der gefahrenen Kilometer nach Kanton

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12 Reisedauer nach Verkehrsmittel und Geschlecht

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13 Durchschnittliche Streckenlänge nach Verkehrsmittel (km)

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14 Aktivitätsraum und Tagesradius

Eine häufig verwendete Definition des Aktivitätsraums ist die 95%-Vertrauensellipse der Aktivitätsorte, in diesem Fall gewichtet nach Dauer. In der folgenden Analyse werden die Aktivitäten am Heimatort einbezogen, für diejenigen, bei denen die App an diesem Tag aktiviert war. Dies ist eine wichtige Metrik, die eine Vorstellung von dem Gebiet vermittelt, in dem die Reise durchgeführt wird. Der tägliche Reiseradius wird ebenfalls dargestellt.

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15 Stundenzahlen

Die Anzahl der begonnenen Fahrten pro Stunde. Die y-Achse wird durch den maximalen Stundenwert in der Grafik normalisiert.

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16 Zweck der Aktivität und Bauzonen

Etwa 30% der Aktivitäten wurden von den Teilnehmern, die die App benutzten, freiwillig mit ihrem Zweck markiert. Es wird daran gearbeitet, die Zwecke für die restlichen Aktivitäten zu bestimmen. Mit Hilfe einer Vereinfachung der ARE-Bauzonenklassifikation wurden die Aktivitäten mit der nächstgelegenen Zonenklassifikation innerhalb eines Radius von 100 m zugeordnet. Die folgende Grafik zeigt, wie sich sowohl die Aktivitätsdauer als auch die Anzahl der Aktivitäten von der Basisperiode im Jahr 2019 zur COVID-19-Periode verändert hat.

Bitte beachten Sie, dass nur stationäre Freizeitaktivitäten eingeschlossen sind, und nicht Spazieren/Radfahren/Wandern usw.

17 Beteiligung

18 Abweichungen in den Verteilungen

Die folgenden Abbildungen zeigen die Kennwerte der Stichprobe MOBIS:COVID-19 im Vergleich zur originalen MOBIS-Stichprobe. Es gibt einige kleine Unterschiede, aber im Allgemeinen sind die Stichproben konsistent. Dieses Abbildung wird zum Vergleich mit den relevanten Zensusdaten erweitert.


Vergleich mit dem letzten nationalen Mikrozensus Verkehr (MZ) 2015
N
%
Covid MZ Covid MZ
Aargau 81 4,325 5.0 7.6
Basel-Landschaft 186 1,940 11.4 3.4
Basel-Stadt 39 1,555 2.4 2.7
Bern 190 7,244 11.7 12.7
Freiburg 8 1,942 0.5 3.4
Genf 128 3,062 7.9 5.4
Schwyz 17 1,005 1.0 1.8
Solothurn 17 1,813 1.0 3.2
Waadt 291 5,303 17.9 9.3
Zürich 669 10,410 41.1 18.2
Andere 3 18,491 0.2 32.4