Ein Projekt des IVT, ETH Zürich und WWZ, Universität Basel
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Kontakt: Joseph Molloy (joseph.molloy@ivt.baug.ethz.ch)
Frühere und zukünftige Berichte finden Sie unter: https://ivtmobis.ethz.ch/mobis/covid19
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Am 16. März 2020 wurden 3700 Teilnehmer, die zwischen September 2019 und Januar 2020 an der MOBIS-Studie teilgenommen haben, eingeladen, die von MotionTag entwickelte Smartphone-App “Catch-My-Day” erneut zu installieren. Die freiwillige Aufzeichnung ihres Mobilitätsverhaltens ermöglichte es uns, die Auswirkungen der verschiedenen Massnahmen während der Pandemie zu verfolgen. Fast ein Jahr später dauert die Pandemie noch immer an und viele Teilnehmer sind immer noch Teil der Studie.
Die Ergebnisse werden mit den Mobilitätsdaten der ersten Wochen aus der ursprünglichen MOBIS-Studie dargestellt, die zwischen dem 1. September und dem 1. November 2019 erfasst wurden und somit als Baseline dienen, lange bevor die Pandemie die Schweiz erreichte. Derzeit werden nur Reisen innerhalb der Schweiz berücksichtigt, obwohl auch Daten zu grenzüberschreitenden Reisen verfügbar sind.
Bis zum Start der zweiten COVID19-Welle im Herbst 2020 verringerte sich die Teilnehmerzahl von ca. 1’300 auf 500 - aus guten Gründen, wie z.B. ein neues Smartphone, Betriebssystem-Updates und so weiter. Etwa 250 Teilnehmer sind nach einer zweiten Einladung im Oktober 2020 wieder zum Panel zurückgekehrt. Wir sind sehr dankbar für ihr Engagement. Dennoch haben wir gerne zugestimmt, als das LINK Institut uns anbot, weitere Teilnehmer für das Panel zu rekrutieren. Diese weitere Vergrösserung unserer Stichprobe ermöglicht es uns, den bestehenden Kern zu ergänzen. Bis Mitte Januar 2021 haben sich insgesamt 393 zusätzliche Teilnehmer über LINK angemeldet.
Für die MOBIS-Studie kamen nur Teilnehmer in Frage, die an mindestens drei Tagen pro Woche ein Auto benutzten - was die Stichprobe etwas verzerrt gegenüber der Schweizer Allgemeinbevölkerung. Für die von LINK rekrutierten Teilnehmern haben wir keine Nutzungsbedingung auferlegt, da wir nun eine repräsentativere Stichprobe der Bevölkerung anstreben. Dies bedeutet jedoch, dass die Stichprobe ab 2021 nicht mehr mit jener von 2019 und 2020 vergleichbar ist, da das Mobilitätsverhalten zwischen diesen Gruppen unterschiedlich ist. Daher werden für alle Analysen, die Vergleiche mit der Zeit vor der Pandemie anstellen, nur Link-Teilnehmer einbezogen, welche die MOBIS-Kriterien erfüllen.
Die Anzahl der Tracking-Teilnehmer an jedem Tag, die zur Berechnung der durchschnittlichen Tageswerte verwendet wird, schliesst alle Teilnehmer ein, die vor oder nach diesem Tag Wege aufgezeichnet haben und entspricht einem rollenden Verfahren. Dies ermöglicht die Berücksichtigung von Teilnehmern, die zu Hause bleiben, und erlaubt gleichzeitig die Berücksichtigung von Personen, welche sich von der Studie abgemeldet haben.
Das GPS-Reisetagebuch “Catch-My-Day” (für iOS und Android) kann eine Verzögerung von 2-3 Tagen aufweisen, bevor die Tracks (aufgezeichnete Wege) für die Analyse verfügbar sind. Die Gewichtung nach aktiven Teilnehmern trägt dem Rechnung, kann die Ergebnisse früherer Berichte aber ändern, wenn der Bericht aktualisiert wird. Die Gewichtung wird anhand der repräsentativen Stichprobe berechnet, die wir im Rahmen des MOBIS-Rekrutierungsprozesses erhalten haben.
Die Farben in den folgenden Grafiken sind so gewählt, dass sie die Gruppierung der Verkehrsmittel anzeigen. Grün steht für aktive Verkehrsmittel, Blau/Violett für öffentliche Verkehrsmittel, Braun für Auto und Schwarz für die Gesamtheit. Diese Farben werden in den folgenden verkehrsmittelbezogenen Diagrammen konsistent verwendet.
Hier wird die täglich durchschnittliche zurückgelegte Distanz der Teilnehmer, differenziert nach Geschlecht, dargestellt. Zur besseren Lesbarkeit wird ein gleitender 7-Tage-Durchschnitt verwendet. Es zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Wege durch den Lockdown zu Beginn der Pandemie, aber auch den allmählichen Anstieg in den Folgemonaten. Das Reiseaufkommen erholt sich langsam wieder auf das Niveau von vor der Pandemie, was ebenfalls während dem Sommer vor zweiten Welle im Herbst 2020 zu beobachten war.
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Im Folgenden wird die Anzahl der Teilnehmer dargestellt, die an einem bestimmten Tag “mobil” sind. Mobile Teilnehmer haben mindestens eine Bewegung ausserhalb des Wohnsitzes in der Catch-my-day-App aufgezeichnet (z.B. selbst einen kurzen Spaziergang). Die nach unten ausschlagenden Spitzen zeigen die Wochenenden an. Der gleitende 7-Tage-Durchschnitt wird durch die schwarze Linie dargestellt, die sich seit dem Ende des Lockdowns relativ stabil verhält. Dies ist auch für die zweite Teilsperrung zu beobachten. Verschiedene kleine Schwankungen werden vor allem durch Feiertage verursacht, an denen die Menschen zu Hause bleiben.
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Hier ist die Aufschlüsselung nach Verkehrsmittel zu sehen. Die Werte sind relativ zum Verhalten vor der Pandemie zu verstehen, berechnet auf der Basis des Durchschnitts von September und Oktober 2019. Besonders auffällig ist der starke Anstieg des Radverkehrs während des Lockdowns, der auch im Sommer 2020 nicht abschwächte. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel brach drastisch ein und erholte sich viel langsamer als andere Verkehrsmittel. Sie liegt immer noch bei nur etwa 50% des Niveaus von vor der Pandemie.
Eine gestapelte Version dieses Diagramms, in der die öffentlichen Verkehrsmittel zusammengefasst sind, macht deutlich, wie sich der Gesamtanteil der Verkehrsmittel verändert hat. Es ist klar ersichtlich, wie die Anteile von Auto und Fahrrad zugunsten der öffentlichen Verkehrsmittel zugenommen haben.
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Die folgende zwei Abbildungen zeigen Regressionsschätzungen basierend auf einem Poisson-Modell. Ein solches Modell kann verwendet werden, um die durchschnittliche proportionale Änderung einer Variable zu schätzen und zusätzlich für mögliche Störfaktoren zu kontrollieren. Wir kontrollieren für Wettereffekte und personenspezifische Effekte um unbeobachtete und über die Zeit konstante Heterogenität zu absorbieren. Die vertikalen Linien bzw. die farbigen Bänder markieren die 90%-Konfidenzintervalle.
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In diesem Abschnitt werden neben der Tagesdistanz, die mit den vorherigen Grafiken in Abschnitt 5 übereinstimmt, zusätzliche Indikatoren nach Verkehrsträger dargestellt. Auch diese Diagramme zeigen die prozentuale Veränderung im Vergleich zum Basiszeitraum im Jahr 2019. Besonders interessant ist die Veränderung der Reisedistanz. Die Wege zu Fuss waren während dem Lockdown deutlich länger im Vergleich zur Zeit nach dessen Ende. Andererseits sind die Busfahrten seit Beginn der Pandemie kürzer geworden, was möglicherweise auf den Trend zum Home-Office zurückzuführen ist.
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Die folgenden Grafiken zeigen die Veränderung der durchschnittlichen Tagesdistanz (in km) nach verschiedenen soziodemografischen Variablen. Die Linien wurden ebenfalls geglättet, um die Lesbarkeit zu verbessern. Es gilt zu beachten, dass es sich für einige demografische Merkmale nur um eine kleine Anzahl von Teilnehmern handelt (siehe Abschnitt Verteilungen). Besonders interessant sind die Unterschiede nach Haushaltsgrösse während und nach dem Lockdown, sowie das Verhalten der Altersgruppe 25-35 Jahre im Sommer 2020. Während des ersten Lockdowns reduzierten höhere Einkommensgruppen ihre täglichen Fahrten stärker.
Der Zweck jeder Reise wird durch die am Zielort ausgeführte Aktivität bestimmt. Er wurde anhand eines Random-Forest-Modells berechnet. Dabei wurden Trainingsdaten von Personen verwendet, die den Zweck ihrer Aktivitäten freiwillig aufgezeichnet und validiert haben. Einige Reisezwecke zeigen eine größere Verschiebung im Modalsplit als andere. Beim Einkaufen zeigt sich, dass das Radfahren im Jahr 2020 beliebter wurde (Lebensmitteleinkäufe und Spontaneinkäufe werden nicht unterschieden). Zudem ist beobachtbar, dass der Zug höchst selten verwendet wird, während lokale öffentliche Verkehrsmittel wie der Bus oder das Tram öfter benutzt werden.
Für das Pendeln zur Arbeit hat die Nutzung des ÖV vor allem während des Lockdowns am meisten Anteile verloren. Seither hat das Gehen zu Fuss einen kontinuierlich steigenden Anteil, was vor allem auf die Verlagerung zum Home-Office und die damit verbundene, kleiner werdende Anzahl Arbeitswege zurückzuführen seinüfte.
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Die folgende Abbildung zeigt die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die mittlere Reisegeschwindigkeit von Autos während der Woche, d.h. ohne Wochenenden und Feiertage. Während der Lockdown-Periode vom 16. März bis zum 11. Mai wurde ein Anstieg der Geschwindigkeiten in den Spitzenstunden beobachtet, was auf einen Rückgang der Gesamtüberlastung hinweist. Seit der Lockerung der Massnahmen sind die Geschwindigkeiten in der Spitzenstunde wieder auf die Werte vor dem COVID-19 zurückgekehrt, ein Zeichen dafür, dass die Staus wieder auf das übliche Niveau zurückgekehrt sind.
Ein Dreiecksdiagramm ist die grafische Darstellung von Tripletts numerischer Daten. Er eignet sich zur Darstellung einer konstanten Summe, die in drei Summanden zerlegt wird. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel für ein solches Diagramm mit einem einzelnen Punkt. Das diesem Punkt entsprechende Triplett kann gelesen werden, indem man den grünen Linien folgt: A=0.5, B=0.3 und C=0.2. Die Summe der drei Werte ist gleich 1.
Die folgenden Dreiecksgrafiken zeigen die Veränderung der Verkehrsmittelanteile im Verlauf der COVID-19-Krise für verschiedene ÖV-Abonnements (GA, Halbtax und andere). Die Verkehrsmittel sind in die folgenden Kategorien eingeteilt:
Während der Sperrung wurde im Vergleich zur Referenzperiode ein höherer Anteil der Kilometer und Fahrten mit motorisierten individuellen und unmotorisierten Verkehrsmitteln zurückgelegt. Nach dem Lockdown hat der Anteil des öffentlichen Verkehrs zugenommen und der Anteil der unmotorisierten Verkehrsmittel ist zurückgegangen, beides leicht. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs ist immer noch höher als in der Referenzperiode.
Die Teilnehmer der MOBIS-Covid19 Studie wurden mehrfach mittels kurzer Online-Fragebögen gebeten, ihre aktuelle Arbeitssituation anzugeben. Dies unter dem Verständnis, dass sich diese häufig ändern kann. Die folgenden Grafiken zeigen die Ergebnisse. Für diejenigen, die nicht geantwortet haben, wird die erste Antwort aus der MOBIS-Studie übernommen. Konkret haben wir nach der Anzahl der Tage gefragt, an denen sowohl zu Hause, als auch außer Haus gearbeitet wurde. Die Antworten wurden in folgende Kategorien eingeteilt:
Wir haben auch gefragt, ob die Teilnehmer auf Kurzarbeit sind. Dies wurde jedoch zuletzt Ende 2020 aktualisiert. Die erste Grafik zeigt den Prozentsatz aller arbeitenden Teilnehmer, welche außer Haus arbeiten (7-Tages-Durchschnitt). Der Unterschied zwischen den Teilnehmer die Home-Office machen dürfen und denen, die es nicht dürfen, ist sehr deutlich. Allerdings pendeln auch die Teilnehmer ohne Home-Office nicht annähernd so viel wie vor der Pandemie, da die Wirtschaft noch nicht vollständig geöffnet ist. Zudem ist immer noch einen Widerstand gegen die Rückkehr ins Büro für Home-Office-Arbeiter ersichtlich.
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Das Raster der Kantonsdiagramme zeigt die Veränderung der durchschnittlichen täglich zurückgelegten Distanzen (km) nach Kanton. Kantone sind die regionale Regierungsebene in der Schweiz. Teilnehmer wurden basierend auf der Postleitzahl des Wohnortes den einzelnen Kantonen zugeteilt. Postleitzahlen welche zu mehreren Kantonen gehören, wurden dem Kanton mit dem flächenmäßig größten Anteil zugeordnet. Es werden nur Kantone mit genügend Teilnehmern angezeigt (N > 5) und alle Daten sind über 6 Wochen geglättet. Die gestrichelte graue Linie zeigt den Gesamtdurchschnitt an. Besonders auffallend ist der Kanton Genf, welcher im Vergleich zu den anderen Kantonen einen schwächeren Mobilitätsrückgang aufzeigt.
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Für einige Verkehrsmittel gibt es geschlechterspezifische Unterschiede bezüglich der durchschnittlichen Fahrtdauer. Insbesondere Männer fahren tendenziell länger mit dem Fahrrad sowie länger mit dem Auto. Speziell während dem Lockdown nahm die Fahrtdauer mit dem Fahrrad zu. Die gemessenen Fahrtdauern verringerten sich zwar nach der Lockerung der Maßnahmen wieder, bleiben jedoch im Vergleich zu vor der Pandemie erhöht. Dies selbst wenn man die Wintermonate mitberücksichtigt. Für Auto und Zug hat sich der geschlechterspezifische Unterschied in der Fahrtdauer wieder drastisch verringert.
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Die Trends der Streckenlänge der einzelnen Verkehrsmittel sind nicht so eindeutig. Mit Ausnahme der Länge der Strecken zu Fuss sowie dem Fahrrad, verringerte sich die durchschnittliche Streckenlänge (in Kilometern) während des Lockdowns.
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Mit dem Aktivitätsraum wird versucht den Raum zu beschreiben, in dem eine Person regelmäßig die meisten ihrer Aktivitäten ausführt. Ein häufig verwendetes Maß für den Aktivitätsraum ist die 95%-Konfidenzellipse der Aktivitätsorte, in diesem Fall gewichtet nach Fahrtdauer. Aktivitäten im Wohnort werden in der folgenden Analyse miteinbezogen, fall der Teilnehmer die App aktiviert hatte. Die Aktivitätsraumanalyse ist ein wichtiges Mass und gibt eine Vorstellung davon, in welchem Bereich die Reisen durchgeführt werden. Der tägliche Reiseradius wird ebenfalls dargestellt. Hier verwenden wir den Radius der Ellipse des Aktivitätsraums (auf der größten Achse).
Im ersten Diagramm ist eine starke Zunahme des Aktivitätsraums nach dem Lockdown zu erkennen, als “Ausgleich” für die Zeit in der die meisten Einrichtungen geschlossen waren. In der zweiten Grafik ist die Verteilung der Aktivitätsflächen dargestellt. Ein Wert von 1mˆ2 bedeutet, dass der Teilnehmer zu Hause geblieben ist. Es ist auch ersichtlich, dass zwar viele Teilnehmer während des Lockdowns zu Hause geblieben sind (die linke gestrichelte schwarze Linie), viele aber trotzdem relativ mobil waren. Seit dem Lockdown ist der durchschnittliche Aktivitätsraum langsam angestiegen, liegt jedoch immer noch weit unter der Verteilung vor der Pandemie (rot).
Das dritte Diagramm zeigt, wie sich der mittlere Aktivitätsraum im Laufe der Zeit für unterschiedliche Altersgruppen verändert hat. Eine deutlich erhöhte Mobilität nach dem Lockdown ist bei den jüngeren Teilnehmern ersichtlich.
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Die Anzahl der begonnenen Fahrten pro Stunde. Die y-Achse wird durch den maximalen Stundenwert in der Grafik normalisiert.
Eine erste Analyse aus der Umfrage zur Risikowahrnehmung im Falle einer COVID-19 Infektion zeigt, dass es Unterschiede bei der Einschätzung der Infektionssymptome für die Teilnehmer selber und für die Schweizer Bevölkerung gibt. Das Risiko für schwere, nur im Spital kurierbare und tödliche Symptome wird von den Teilnehmern für sich selber etwas tiefer bewertet als für die Schweizer Bevölkerung. Männer und Frauen überschätzen die Todesfallwahrscheinlichkeit vermutlich, in dem sie den «asymptomatischen» Verlauf nicht sehr stark erwarten. Während sich die Medianwerte für die verschiedenen Symptomkategorien zwischen Männern und Frauen nicht gross unterscheiden, zeigen sich bei Männern etwas grössere Wertebereiche als bei den Frauen.
Die folgenden Abbildungen zeigen die Kennzahlen der Stichprobe MOBIS:COVID-19 im Vergleich zur originalen MOBIS-Stichprobe. Es gibt einige kleine Unterschiede, aber im Allgemeinen sind die Stichproben konsistent. Dieses Abbildung wird zum Vergleich mit den relevanten Zensusdaten erweitert.
N | % | N | % | N | % | |
---|---|---|---|---|---|---|
Aargau | 94 | 5.1 | 10 | 3.6 | 4,325 | 7.6 |
Andere | 13 | 0.7 | 10 | 3.6 | 18,491 | 32.4 |
Basel-Landschaft | 210 | 11.4 | 39 | 14.1 | 1,940 | 3.4 |
Basel-Stadt | 40 | 2.2 | 7 | 2.5 | 1,555 | 2.7 |
Bern | 213 | 11.6 | 32 | 11.6 | 7,244 | 12.7 |
Freiburg | 10 | 0.5 |
|
|
1,942 | 3.4 |
Genf | 135 | 7.3 | 18 | 6.5 | 3,062 | 5.4 |
Schwyz | 20 | 1.1 |
|
|
1,005 | 1.8 |
Solothurn | 23 | 1.3 |
|
|
1,813 | 3.2 |
Waadt | 318 | 17.3 | 29 | 10.5 | 5,303 | 9.3 |
Zürich | 750 | 40.8 | 132 | 47.7 | 10,410 | 18.2 |
Um der sich über die Zeit verändernden Grösse und Zusammensetzung der Stichprobe Rechnung zu tragen, wurden für jede Woche der MOBIS-Covid19-Studie (einschliesslich der Wochen in der Basisperiode) Teilnehmergewichte berechnet und angewendet. Daher werden die Ergebnisse für die Wochen korrigiert, in denen mehr Teilnehmer aus einer bestimmten demographischen Gruppe mit dem Tracking begonnen oder aufgehört haben. Die Gewichtung wurde anhand der ursprünglich 21.571 Teilnehmer vorgenommen, die den Einführungsfragebogen der MOBIS-Studie ausgefüllt haben, und basiert auf einem IPF-Algorithmus (Iterative Proportional Fitting) unter Verwendung der folgenden Variablen: Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung, Erreichbarkeit sowie der Besitz von Mobilitätswerkzeugen wie Auto, Fahrrad und ÖV-Ticket. Die Gewichtung der Daten führte zu keinen grossen Veränderungen in den Ergebnissen.
Seit dem Beginn der MOBIS:COVID-19-Tracking-Studie im Frühjahr 2020 wurden bis zum 2022-05-30 1,690,608 Personenwege erfasst. Die Studie beinhaltet zudem drei kürzere Umfragen zur Arbeitssituation und zum Gesundheitszustand der Teilnehmer. Es haben während der Laufzeit maximal 1,370 und durchschnittlich 546 Personen teilgenommen. Wir verwenden die Smartphone-App Catch-my-Day, welche auf der Technologie von MotionTag basiert. Die Stichprobe ist sozio-demografisch vergleichbar mit dem letzten schweizweiten Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015, jedoch leicht verzerrt zu einkommensstärkeren und besser ausgebildeten Männern, die ein General/Verbunds-Abonnement besitzen. Die dichter besiedelten deutsch- und französischsprachigen Teile des Landes sind in unserer Stichprobe ebenfalls etwas überrepräsentiert. Die Schlussfolgerungen beruhen auf gewichteten Ergebnissen, die sicherstellen, dass diese Stichprobe mit der jener von rund 20.000 eingeladenen Personen in der ursprünglichen MOBIS-Studie übereinstimmt. Die Gewichte werden auf der Grundlage von Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen, Besitz von Mobilitätswerkzeugen (Besitz von Fahrzeugen sowie ÖV-Tickets) und der Erreichbarkeit des Wohnorts einer Person berechnet.
Unsere Studie ist nicht die einzige Quelle für die Schweiz, welche die Auswirkungen der Pandemie und der zu ihrer Eindämmung ergriffenen Massnahmen aufzeichnet und analysiert. Das Intervista-Panel wird von verschiedenen Bundesämtern finanziert. Die Google-Daten haben den Vorteil, dass sie weltweit verfügbar sind, aber nur aggregiert ausgewiesen werden und keine sozio-demografische Angaben berücksichtigen. Wir können deshalb auf eine detailliertere Selbstbeschreibung der Teilnehmer anhand ihrer sozio-demografie Angaben und ihrer Einstellungen zurückgreifen.
Die Ergebnisse konzentrieren sich auf die fortschreitende Akzeptanz von “Working from Home (WFH)”, oder auf Deutsch “Home-Office”, und die modale Verlagerung bei der Erholung des Reisevolumens sowie der zurückgelegten Kilometer. Ebenso wichtig ist die vergleichsweise viel geringere soziale Selektivität der Ausirkungen in der Schweiz. Der Anteil der aktiven, respektive mobilen Tage, zeigt die Antizipation des Lockdowns und die anschliessende Erholung und Stabilisierung auf etwa 80% des ursprünglichen Levels im August 2020. Das liegt deutlich unter dem Anteil von 90+%, den man erwarten kann (Madre et al., 2007). Dieser geringere Anteil ist vermutlich auf eine Mischung aus Home-Office, Kurzarbeit oder neu arbeitslos gewordenen Personen zurückzuführen. Während der Pandemie reichte die Politik bezüglich Home-Office von einer Emfpehlung bis hin zur auferlegten Pflicht mit einer Lockerung während den Sommermonaten in 2021. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Heimarbeit in der Praxis jedoch bereits etabliert. Es gibt prominente Ankündigungen von Firmen, die ihre Mitarbeiter nicht ins Büro zurückrufen werden (z.B. Facebook, Twitter, PSA), aber ebenso prominente, die ihre Angestellten zurückbeordern werden (z.B. Stadler). Diese unterdrückte Nachfrage würde, wenn sie mobilisiert wird, auf ein Strassennetz treffen, in dem die Durchschnittsgeschwindigkeiten wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie liegen - Bedingungen, die zu vermehrten Staus führen könnten. Die Geschwindigkeiten erklären sich aus den geringen Anteilen des öffentlichen Verkehrs und einer unveränderten Entfernung für Personen, die mit dem Auto unterwegs sind.
Die Bevölkerung hat sich von den platzsparenden Grossfahrzeugen abgewandt, da Busse, Trams und Züge weiterhin unbeliebt sind. Deren Nutzung lag zwischen 40% und 60% verglichen mit der Anzahl Fahrten von 2019, nachdem der öffentliche Verkehr in den ersten Wochen des Lockdowns fast vollständig vermieden wurde. Im Durchschnitt hatte sich der Autoverkehr während 2020 vollständig erholt, bevor er erneut während der zweiten Welle im Winter 2020/21 zusammenbrach. Die Stärke des Einbruchs war jedoch weniger dramatisch. Auch das Zu-Fuss-Gehen hat sich vollständig erholt. Es ist erwähnenswert, dass Zu-Fuss-Gehen im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln nie in gleichem Masse gesunken ist.
Die Überraschung war und ist die erhöhte Fahrradnutzung, die durch einen Boom bei der Anschaffung von Fahrrädern in den Schönwettermonaten unterstützt wurde. Während der Anstieg anfangs vor allem ein Fitness- und Freizeitboom zu sein schien, hat eine aktuelle Imputation der Fahrtzwecke gezeigt, dass das Fahrrad für alle Zwecke zulegte, wobei Freizeit und Einkaufen die prominentesten waren. Auch der Arbeitsweg mit dem Fahrrad hat zugenommen, allerdings nicht so stark (ca. 40% gegenüber 60-80% für die anderen Zwecke). Die neue Freiheit in der Zeiteinteilung zeigt sich im Radfahren für die Freizeit während des Tages. Regressionsbasierte Analysen (demnächst Teil dieses Berichts) zeigen, dass die Verschiebungen der Verkehrsmittelwahl nicht durch das Wetter getrieben sind. Die Ergebnisse sind qualitativ ähnlich, wenn man für Temperatur und Niederschlag kontrolliert.
Schliesslich bestätigen die Erfahrungen während der COVID-19 Pandemie die Ergebnisse früherer Experimente (Pendyala et al., 1991). Diese hatten gezeigt, dass sich die Anzahl zurückgelegter Kilometer nicht verringert, da die Personen die frei gewordene Zeit für andere Fahrten nutzten. Hier folgen Personen in Kurzarbeit dem Trend und reisen tatsächlich etwas mehr als die anderen. Leute im Home-Office reisen zwar weniger als solche, die zu ihren Arbeitsplätzen fahren müssen. Der Unterschied ist allerdings nicht so gross, wie man erwarten würde.
Die Integration der neuen, von LINK rekrutierten Teilnehmer hat die bis dahin beobachteten Trends nicht verändert. Dies unterstreicht die allgemeine Qualität der Studie und ihrer Stichprobe.
Referenzen:
Madre, J.-L., K.W. Axhausen and W. Brög (2007) Immobility in travel diary surveys, Transportation, 34 (1) 107-128.
Pendyala, R.M., Goulias, K.G. and R. Kitamura (1991) Impact of telecommuting on spatial and temporal patterns of household travel, Transportation, 18 (4) 383-409.